Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Guten Morgen, willkommen zur Quantentheorie-Vorlesung. Sie haben es vielleicht gesehen,
der Kurs hieß ursprünglich Felder und Quanten. Das ist in der Prüfungsordnung
sinnigerweise geändert worden. Wir konzentrieren uns nur auf die Quanten für drei Semesterwochenstunden.
Näheres zu den organisatorischen Details folgt später. Worum geht es in der Quantentheorie
und warum muss man die beherrschen als Lehrer, Materialwissenschaftler oder Physiker?
Die grundlegende Einsicht ist, dass alles, was sie in der Mechanik gelernt haben, ist falsch.
Und es ist nicht nur ein bisschen falsch oder rettbar falsch, es ist sowas von falsch.
Es ist alles falsch. Die Kinematik ist völlig falsch.
Dass ein Teilchen einer Bahnkurve folgt, ist völlig falsch. Die Dynamik, dass diese Bahnkurve,
die es natürlich schon mal nicht gibt, von irgendetwas beherrscht wird wie dem Newtonischen Gesetz,
lachhaft falsch. Und was eigentlich noch viel schlimmer ist, ist das gesamte daraus resultierende
Weltbild, das wir gewonnen haben aus der Schule, aus der angeblichen Alltagserfahrung, aus der
Vorlesung, alles was wir uns schön ausgedacht haben, ist alles völlig falsch. Die wahre Welt,
nämlich also sie und ich und der Tisch und das Licht und irgendwie alles, alles ist nämlich
nicht von der klassischen Mechanik beschrieben, sondern von etwas, was wir Quantenmechanik nennen,
aber was das ist, werden wir sehen. Also es ist eigentlich alles unrettbar falsch. Und diese
Vorlesung, die ist dann doch die Rettung. Okay, die erste Vorlesung, mit der wir heute beginnen,
ist das Experimentum crucis, also das Schlüsselexperiment, das entscheidende Experiment,
das kritische Experiment und Quantenwahrscheinlichkeiten. Die heutige Vorlesung ist konzeptionell sehr
wichtig. Wir werden heute sehr wenig Technik machen, aber man muss etliches konzeptionelles
vorausschicken, damit man nachher nicht die Technik macht und sich dann fragt, was bedeutet das alles.
Das ist auch ein Ansatz, die Quantenmechanik zu lehren. Dieser Ansatz heißt shut up and calculate.
Wir verfolgen den Ansatz, denk nach, calculate, think about it and then calculate. Also wir
versuchen erst die Konzepte zu extrahieren. Das kann nicht deduktiv gehen, aber was wir tun können,
was wir tun müssen als Physiker, wir sollten nicht allzu viel philosophieren, sondern wir sollten
uns an einem Experiment orientieren. Meine Behauptung, dass alles, was Sie gelernt haben und alles,
was Sie sich vorstellen über Teilchen, deren Dynamik und so weiter, so völlig, so ganz lachhaft
falsch ist, das muss ich Ihnen jetzt irgendwie zeigen. Weil wir leider keinen Experimentator heute
morgen zur Verfügung haben, muss ich Ihnen das erzählen, wie dieses Experiment aussieht, was in
diesem Experiment herauskommt. Das haben Sie sicher auch schon mal gehört, aber wir werden das dann
in einer etwas neuartigen Weise analysieren und werden dadurch isolieren, was genau an der
klassischen Mechanik denn alles nicht sein kann und das ist eben verdammt viel. Also der erste
Abschnitt für die heutige Vorlesung ist eben dieses entscheidende Experiment. Experimentum crucis,
das ist irgendwie neues Latein, das ist Newton und so. Das entscheidende Experiment. Worum geht es?
Wir verschaffen uns den folgenden Aufbau irgendwo im Labor und Sie können den Experimentator Ihres
Vertrauens bitten, das zu realisieren und heute kann man das tatsächlich genauso realisieren,
wie ich das jetzt hinmale. Lange Zeit war das in genau dieser Form ein Gedankenexperiment, aber heute
läuft es. Sie nehmen da so einen kleinen Stromkreis und Sie jagen da Strom durch irgendwie so eine
Glühwende und die fängt an zu leuchten und so zeug, vor allem werden dabei Elektronen ausgeschlagen
und davor stellen Sie so einen Schirm, damit die Elektronen, die da irgendwie nach irgendwo fliegen,
nicht so zum Tragen kommen, sondern Sie hier effektiv so eine kleine Elektronenkanone gebastelt
haben. Also dieses ganze Ding soll eine Elektronenkanone sein. Es könnte auch eine Photonen,
eine Lichtteilchenkanone sein. Sie können heute sogar, ich glaube das Experiment,
das die größten Teilchen benutzt, benutzt irgendwie sowas wie 800 atomige Moleküle.
Also auch möglich oder alternativ könnte man 800 atomige Moleküle nehmen und alles,
was ich jetzt im Folgenden sage für Elektronen, gilt auch für diese 800 atomigen Moleküle und
im Prinzip gilt es auch für einen Walfisch, den Sie da durchschießen. Na ja, im Prinzip.
Okay, aber wir fangen einfach mal mit Elektronen an. Sie verschaffen sich so eine Elektronenkanone.
Spielzeug, das Männer heute auch Frauen aufbauen und dafür von ihren Frauen verlassen werden und
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:49:00 Min
Aufnahmedatum
2014-10-07
Hochgeladen am
2014-10-08 08:47:11
Sprache
de-DE